Hendrik Hess has taken his doctorate at the University of Bonn with a thesis about the self-concept of the Gallo-Roman elite. The book is to be published next year as “Das Selbstverständnis der gallo-römischen Oberschicht im historischen Diskursraum von Sidonius Apollinaris bis Gregor von Tours. Übergang, Hybridität, Latenz“ as one of the Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde.
Abstract
Die Studie fragt nach dem Selbstverständnis der gallo-römischen Oberschicht in der zweiten Hälfte des 5. bis zum Ende des 6. Jahrhunderts. In dieser Zeit der Neuordnung Galliens zwischen Imperium Romanum und der Bildung der Reiche der Visigoten, Burgunder und Franken gingen alte Gewissheiten verloren und neue entstanden, die Verfügungsmacht über materielle und immaterielle Ressourcen wechselte, Vorstellungen und Wahrnehmungsmuster änderten sich. Diese Dynamik spiegelt sich auch in der Veränderung des kulturellen, sozialen und politischen Wissens über die eigene gesellschaftliche Gruppe wieder. Die römische Oberschicht Galliens erscheint trotz der Umwälzungen jedoch keineswegs rückwärtsgewandt oder konservativ. Vielmehr zeigten sich schon die epistolographischen Übergangsrömer des 5. Jahrhunderts pragmatisch in Bezug auf ihr Selbstverständnis, das im Verlauf der Untersuchungszeit hybride Formen annahm und schließlich lediglich latent weiterexistierte.